Edgar

Aus Helmsheim

Edgar Weschenfelder war ein einfacher Mensch. Er engagiert sich sehr beim kulturellen Leben in Helmsheim. Er war Mitglied in fast allen Vereinen. Da wo es seine Möglichkeiten zuließen, betätigte er sich auch aktiv. Wenn ein Ereignis in einem Verein anstand ließ er sich nicht lange bitten und übernahm pflichtbewusst meist einfache Aufgaben. Beim Gesangverein war er aktiver Sänger beim Tenor. Er verpasste nur wenige Singstunden und wurde fast in jedem Jahr als fleißiger Sänger mit einem Sängerglas ausgezeichnet. Bei auswärtigen Auftritten bekleidete er das Amt des Notenwarts. Bekannt war er aber mehr durch seine Narreteien und seine unfreiwillige Komik. Stand eine Hochzeit an, so war der Edgar als Lademeister beim Hochzeitschießen dabei. Er sorgte vor allem nach dem Schießen für Stimmung und Frohsinn. Legendär sind seine Ansprachen an das Brautpaar. Er akzeptierte seine Narrenrolle, freute sich wenn er Aufmerksamkeit hatte und er die Leute zum Lachen brachte. Sprachgewand war er nicht unbedingt. Aber er behalf sich mit Zitaten aus den Liedern, die er bei den Singstunden auswendig gelernt hatte. Sie waren meist zusammenhangslos mit der augenblicklichen Situation. Aber sie lockerten die Stimmung auf und lachend unterhielt man sich über die „Heldentaten“ von Edgar. Wenn er ganz gut drauf war, meist war auch etwas Alkohol im Spiel, animierte er mit seiner unverwechselbaren Tenorstimme die Leute so lange, bis sie in sein Lied mit einstimmten. Waren Leute vom Gesangverein mit dabei entstanden schöne mehrstimmige Liedvorträge. Am nächsten Morgen, wenn man selbst noch die Hornissen in seinem Kopf hörte, ging der Edgar pfeifend mit seiner Vespertasche in der Hand in Richtung Bahnhof. Pünktlich mit dem 3/4 sieben Zügle fuhr er nach Bretten, zum Kühler-Schmitt, zur Arbeit.
Sehr spät hatte Edgar das Glück eine Familie zu gründen. Fortan stand sie in seinem Mittelpunkt und er konnte nicht genug bekommen von ihr zu erzählen. Als seine Frau starb brach für ihn alles zusammen. Er zerfloss in Selbstmitleid und nervte seine Mitmenschen durch sein Gejammer. Ein Jahr später folgte er seiner Frau durch einen ominösen Sturz von einer Gasthaustreppe.




Das Schönste was ein Mensch hinterlassen kann,
ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen,
die an ihn denken.
[Theodor Fontane]