Besatzungszeit
Aus Helmsheim
Französische Besetzung
Nach erbittertem Kampf um Helmsheim rückten am Nachmittag des 4. April 1945 die Französischen Truppen in Helmsheim ein. Radios und Waffen mussten abgeliefert werden. Hatte jemand eine Uhr, wurde sie ihm auf der Stelle abgenommen. Ausgehverbot, die Frauen waren Freiwild der Marokkanischen Soldaten. Sie durften rauben und stehlen so viel sie wollten. Innerhalb einer halben Stunde mussten ganze Häuser geräumt werden. Noch in der Nacht hörte man die Hilferufe der überfallenen Frauen und Mädchen. Am 5. April mussten alle Männer von 16 - 45 Jahre in das Zuchthaus von Bruchsal, wo sie verhört und geschlagen wurden. Nach 2 Wochen durften sie wieder nach Hause. Am 6. April schellte unser Adolf Winter aus: "Sämtlich Männer bis 65 Jahre haben sich mit einer Decke und 3 Tage Verpflegung vor dem Rathaus einzufinden". Sie warteten bis in den späten Nachmittag - angeblich sollten sie zum Straßen- und Brückenbau eingesetzt werden. Als die Bruchsaler und Heidelsheimer Männer an Helmsheim vorbeimarschiert waren gingen die Helmsheimer Männer wieder nach Hause - Anscheinend hatte man sie vergessen. Danach wurde die Ausgangssperre bis 21 Uhr aufgehoben. Die im Dorf gebliebenen Russen und Polen kamen in ein Sammellager nach Heidelsheim. Die Gemeinde musste für ihre Verpflegung aufkommen. Die Einigkeit zwischen den Alliierten war nicht so gut. Dies nutzten die Helmsheimer aus . Sie gingen abends auf die Landstraße (B35) und hielten Amerikanische Fahrzeuge an und baten sie im Dorf zu übernachten. Es waren einige Familien im Dorf, die sie aufnahmen. So konnten sie den nächtlichen Repressalien und Razzien der Franzosen entgegenwirken. Man denkt nicht gerne an diese Zeit zurück und war erleichtert, als Helmsheim der Amerikanischen Verwaltung unterstellt wurde. (Zeitzeugenbericht von Anfang der 50er Jahre)
Amerikanische Besatzungszeit
Mit Abzug der Franzosen endete auch die alliierten Truppenpräsenz in Helmsheim. Wenn ab und zu doch mal ein Panzer oder ein Jeep mit Amerikaner auftauchte, herrschte bei den Kindern helle Aufregung. Mit wenigen Worten „ Kaugummi, Schokolade …“ kommunizierten sie mit den GI’s und bettelten meist erfolgreich um ein paar Süßigkeiten. Begehrt war auch die Feldverpflegung der Soldaten. Natürlich war dies auch die Zeit des Schwarzmarkt. Die Bauern besaßen mit ihren landwirtschaftlichen Produkten eine begehrte Handelsware. Von der Verwaltung wurden übergangsweise einige Männer des Dorfes als Hilfspolizisten eingesetzt. Mit Ausweis und Armbinde versehen beschützten sie ihr Dorf.
Erklärtes Ziel der Alliierten war es, die "Ausrottung des Nazismus, Faschismus, des deutschen Militarismus“. Alle Einwohner über 18 Jahre mussten einen Fragebogen ausfüllen. Nach der Auswertung erhielt der größere Teil der Helmsheimer den sogenannten „Persilschein“. Parteimitglieder der NSDAP mussten ein Spruchkammerverfahren durchlaufen. Es waren ca. 130 Verfahren, die aber nur in wenigen Fällen zu einer Geldstrafe führte.
Enttäuscht und frustriert von ihrem politischen Weltbild konzentrierten sie sich auf ihren Alltag und die Anforderungen, die jene Zeit mit sich brachte. Vor allem die Arbeiter fanden nach anfänglichen Zwangsverpflichtungen keine feste Anstellungen mehr. Ihre Tätigkeiten, die sie vor dem Krieg ausgeübten hatten, wurden ihnen teilweise verwehrt. Erst als die neuen politischen Strukturen aufgebaut waren, entspannte sich die Lage. Die größte Herausforderung für die Helmsheimer kam aber erst noch. Die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten mussten aufgenommen und integriert werden. Helmsheim wurde bei der Verteilung vergleichsweise bevorzugt ausgewählt. Dies führte natürlich innerorts zu Spannungen. Auf engstem Raum mussten die Vertriebenenfamilien leben. So kam es vor, dass für eine ganze Familie nur ein einziges Zimmer zur Verfügung gestellt werden konnte.
Aufgenommene Vertriebene | |||
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Sudeten | Ungarn | Jugoslawen | Gesamt |
107 | 89 | 45 | 251 |