Gartenfeste

Aus Helmsheim

In jedem Jahr hielten die Vereine, verteilt über die Monate Juli und August, ihre Sommerfeste ab. Der Rappengarten war durch seine zentraler Lage hierfür bestens geeignet. Mit seinen alten schattenspendenden Obstbäumen war er der ideale Veranstaltungsort. Die Feste waren für die Vereine wichtig, da sie sich darüber teilweise finanzierten. Es war selbstverständlich, dass die Narbarvereine sich gegenseitig besuchten. Aber auch für die Bauern war es wichtig, in den arbeitsintensiven Monaten, ein wenig entspannen zu können. Man tauschte sich aus und besprach die nächsten Schritte in der bäuerlichen Tätigkeit. Die Dorfjugend hatte hier die Möglichkeit ihr künftigen Schwiegereltern zu begutachten und sich selbst ein wenig in Szene zu setzen. Das Angebot war überschaubar. Zu essen gab es eine Wurst mit Spitzweck und ordentlich Senf. Dazu trank man eine Flasche Bier, oder ein Viertele Wein. Die Kinder bekamen Sprudel. Meist gab es eine kleine Tombola. Die Kinder quengelten bei Oma und Opa solange, bis sie ein Gewinnerlos hatten. Stolz brachten sie ihren Preis an den Tisch, wo er von der Verwandtschaft begutachtet wurde. Für die Männer wurde ein Wettschießen veranstaltet. Verbissen wurde hier im Stunden Rhythmus um eine Flasche Wein gekämpft. Drei Schuss auf eine Zielscheibe mit einem Luftdruckgewehr ("Spatzagwehrle") – die besten Treffer zählten. Der Gewinner wurde dann durch ein Stechen ermittelt. Die jungen Burschen sahen hier die Möglichkeit ihrer Begleitung zu imponieren. Manchmal wurde das Fest von einem Regenguss überrascht. Im Extremfall wurde ein riesiger Wolkenbruch daraus. Dann trat der Jordan aus seinem Bachbett und die ganze Hauptstraße stand unter Wasser. Da der Rappengarten etwas höher lag war der Festbetrieb nicht unmittelbar betroffen. Zum Schutz vor dem Regen wurden zwischen den Bäumen Zeltplanen gespannt. Mit der Zeit hingen diese aber bedenklich durch. Die Rentner machten hier einen Spaß daraus und drückten mit ihrem Spazierstock die Zeltplane nach oben. Nun schoss das Wasser, unter dem Gekreische der Frauen, seitlich herunter.

Später, als die Schule gebaut war, wechselte man in den Bereich zwischen Turnhalle und Sportanlage. Dies hatte den Vorteil, dass man bei Regen schnell in die Halle ausweichen konnte. Die Ansprüche der Menschen wurde größer. Es gab nun komplette Speisekarten und manchmal wurde auch eine Bar eingerichtet. War man vorher mit einem Blumenstöckchen bei der Tombola glücklich, wurden nun Schweinehälften und sogar Autos als Preise ausgelobt. An der Gemütlichkeit aber hat sich nichts geändert. Es ist zu hoffen, dass die Vereine noch lange Zeit ehrenamtliche Helfer finden um ihre Gartenfeste durchführen zu können.

Erinnerungen

Ich habe meinen Mann im Rappengarten kennen gelernt. Es war in dem Sommer als ich 16 wurde - ich habe mich gleich in ihn verliebt. Da war die Jungtierschau von den Kleintierzüchtern. Mein jetziger Mann war mit seinen Freunden vom Nachbarort hergekommen. Im Winter hatte ich die Tanzstunde besucht, bei der ein Freund von ihm teilnahm. Ich habe Bier in einem Drahtkorb verkauft: „ Du brauchst nicht immer Bier zu verkaufen, komm setz dich doch zu uns“. Und da saß er, irgendwann haben wir uns wieder gefunden. Die Erinnerungen an die schönen Feste im Rappengarten möchte ich nicht missen. Mit dem Freund aus dem Tanzkurs besteht immer noch eine Freundschaft, die wir pflegen. Manchmal sage ich zu ihm: „Du bist schuld“ und dann lache ich.
(ks)