Fremdvölkische
Aus Helmsheim
Version vom 12. Mai 2020, 06:51 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge)
Unter dem Sammelbegriff Fremdvölkisch wurden Menschen erfasst, die nicht „deutschen oder artverwandten Blutes“ waren. Bedingt durch die Einberufung der Männer zum Kriegsdienst, war es notwendig zur Aufrechterhaltung der bäuerlichen Betriebe einen Ausgleich zu schaffen. Hierzu wurden Kriegsgefangene und angeworbene ausländische Zivilarbeiter eingesetzt.
Es gab in Helmsheim eine Jahrhunderte alte Tradition in der der Umgang Bauer - Knecht geregelt war. Allgemein galt die Regel: "Wer auf meinem Acker schafft, der isst auch an meinem Tisch". Dies widersprach der nationalsozialistischen Vorstellung vom Herrenmenschen. Hier gab es eine Verweigerung der Bauern, die bis zum Ende des Krieges von der Partei durch Vorschriften und Anweisungen sanktioniert wurden.
Stand Ende 1944:
In Lager | Privatquartier | |
---|---|---|
Zivilarbeiter | 8 | 40 |
Kriegsgefangene | 8 | 0 |
Der tragische Tod des Josef Makuch
Am 29. Februar 1940 erklärte der Reichsführer SS Heinrich Himmler: "Wenn ein Pole mit einer Deutschen verkehrt, Ich meine jetzt also, sich geschlechtlich mit ihr abgibt, dann wird der Mann gehängt, und zwar vor seinem Lager. Die Frauen werden unnachsichtig den Gerichten vorgeführt und wo der Tatbestand nicht ausreicht... in Konzentrationslager überführt". Als die schwangere Tochter der Bäuerin, wo der Josef arbeitete, im Bruchsaler Krankenhaus entbunden hatte, machte jene einen fatalen Fehler. Als Vater gab sie den Polen Makuch an. Sofort wurde ein Verfahren bei der Kriminalaußenstelle Durlach eingeleitet. Josef Makuch wurde verhaftet und in das KZ Dachau verbracht. Durch die Aussage ihres Bruders, der Pole hätte seiner Schwester nachgestellt und der Verkehr war nicht ganz freiwillig, konnte er seine Schwester retten - der Tod von Josef Makuch war aber besiegelt.
Vollstreckung[1]
Der Pole wurde am Abend zuvor von der Gestapo vom KZ Dachau nach Helmsheim verbracht und in den Karzer der alten Kelter eingesperrt. Im Beisein eines Dolmetschers wurde ihm erklärt, dass er am nächsten Morgen gehängt wird. Am anderen Morgen wurde der Pole nach dem Steinbruch verbracht. Alle Fremdarbeiter und Kriegsgefangene der umliegenden Lager mussten hierzu antreten. Man verkündete nochmals das Urteil und anschließend forderte man ihn auf, den Wagen zu besteigen und auf die oben liegende Obststeige zu stehen. Zwei Polen, die oben standen, mussten ihm den Strick um den Hals legen. Danach gab ihm der auf dem Wagen stehende Gestapobeamte einen Stoß , so dass der Pole nach außen flog und gleichzeitig stieß er mit dem Fuß die Obststeige weg. Nachdem vom Amtsarzt der Tod festgestellt war, wurde der Pole von anderen Polen heruntergenommen, in das Auto der Anatomie verladen und nach Heidelberg verbracht. Ein Kriminaloberassistent aus Karlsruhe lies im Sterbeeintrag als Todesursache "Plötzlicher Herztod" eintragen.
Nachtrag
Als der Vorgang bekannt wurde, waren die Bewohner von Helmsheim über die Aufhängung empört. Nach der Kapitulation wurde der Bruder tot aufgefunden. Der Hinrichtungsort wurde künftig als "Henkerswäldchen" bezeichnet.
Nachkriegszeit
Nun zahlte es sich aus, wer mit den Arbeitern menschlich umgegangen ist. Während die Marokkaner der französischen Besatzer in unserem Dorf wüteten, stellten sie sich vor ihre Bauern und die Worte "gude Leid - koi Nazi" retteten manchen Hof und dessen Frauen.
Fünf Polen blieben weiterhin in Helmsheim. Drei gründeten eine Familie und zwei blieben bis zu ihrem Lebensende als Knecht bei ihrem Bauer.
Fußnote:
- ↑ Quelle: Vernehmungsprotokolle bei der Verhandlung gegen den ehemaligen Ortsgruppenleiter vor der Spruchkammer-